Einladung zur Buchpräsentation von Hochstetters Auckland-Tagebuch am 23. November 2023 um 17.30 Uhr im Vortragssaal des Naturhistorischen Museum Wien.

Das Naturhistorische Museum Wien gibt das erste Neuseeland-Tagebuch des Geologen Ferdinand von Hochstetter (1829-1884) heraus und gewährt damit neue Einblicke in ein Forscher-Leben auf Reisen. Der Geologe Ferdinand von Hochstetter (1829-1884) ist nicht nur eine der zentralen Gestalten der österreichischen Wissenschaftsgeschichte, sondern auch der Geschichte des Naturhistorischen Museums.

Sein Aufenthalt in Neuseeland im Rahmen der Weltumsegelung der Fregatte Novara (1857-1859) trug entscheidend dazu bei, dass er nach seiner Rückkehr Karriere machte und zum ersten Intendanten des größten naturwissenschaftlichen Museums des Reiches, dem k. k. Naturhistorischen Hofmuseum in Wien, ernannt wurde.

Als Geologe und Mitglied der wissenschaftlichen Kommission der Novara-Expedition führte Ferdinand von Hochstetter während seiner Reise Tagebuch. Seine Berichte von der Novara wurden laufend in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Doch als die Novara in Neuseeland landete, wurde Hochstetter vom englischen Gouverneur Neuseelands abgeworben. Er sollte in Neuseeland bleiben und die Bodenschätze im Hinblick auf ihre Verwertbarkeit untersuchen. Hochstetter nahm das Angebot an und blieb insgesamt neun Monate alleine in Neuseeland.

Dieser Aufenthalt sollte Hochstetters wissenschaftliches Denken und damit auch seine spätere Karriere entscheidend prägen. Insgesamt fünf Tagebüchern dokumentieren seinen Neuseeland-Aufenthalt. Vier davon befinden sich seit 2016 dank einer Schenkung der Familie Hochstetter im Besitz des Naturhistorischen Museums Wien – das fünfte wird in der Geologischen Bundesanstalt aufbewahrt.

Ziel des Naturhistorischen Museum Wien ist es in den kommenden Jahren, alle fünf Tagebücher gemeinsam mit der ÖAW herauszugeben. Seine Neuseeland-Tagebücher sind Ego-Dokumente und Feldtagebücher zugleich, sie enthalten wissenschaftliche Aufzeichnungen genauso wie alltägliche und private Beobachtungen.

Das erste Tagebuch, das so genannte Auckland-Tagebuch, umfasst den Zeitraum vom 8. Jänner bis 5. März 1859. Es wurde nun von zwei Wissenschaftlerinnen des NHM – dem Geologen Mathias Harzhauser und der Museumshistorikerin Stefanie Jovanovic-Kruspel im Verlag des Naturhistorischen Museums herausgegeben. Hochstetters Tagebuch-Manuskript wird damit erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Texte wurden Dank einer Förderung der ÖAW wortgetreu transkribiert und von verschiedenen Wissenschaftlerinnen umfassend kommentiert.

Naturhistorisches Museum um 1900
Naturhistorisches Museum um 1900

Noch während des Aufenthalts der Novara untersuchte Hochstetter im Auftrag der selbstverwalteten Kolonie ein neu entdecktes Kohlenlager auf seine Nutzbarkeit. Dieser Auftrag deckte sich durchaus mit den vorwiegend militärischen und handelspolitischen Bestimmungen der Novara Expedition. Hochstetters Untersuchungsergebnis, das den Abbau der Kohle empfahl, wurde im sogenannten „Drury Report“ in der „New Zealand Gazette“ am 13. Jänner 1859 veröffentlicht. Dieser Zeitungsbericht mit Hochstetters handschriftlichen Anmerkungen ist dem Tagebuch beigelegt und Teil dieser Edition.

Das „Auckland-Tagebuch“ wirft nicht nur neues Licht auf die wissenschaftliche Arbeit des Geologen Ferdinand von Hochstetter im Feld, sondern lässt auch seine anderen wissenschaftlichen Interessen und seine menschlichen Seiten sichtbar werden. Die Einträge gewähren Einblick in seinem Umgang mit Māori, europäischen Kolonisten und Missionaren und zeigen, wie Mitte des 19. Jahrhunderts geologisches und ethnographisches Wissen auf Reisen generiert wurde.

Thematisiert werden unter anderem das Leben des außergewöhnlichen Wissenschaftlers, Neuseeland und der Kolonialismus, Hochstetter als Ethnograph und Anthropologe sowie sein Wirken als Geologe und Botaniker und archivgeschichtliche Einordnung des Tagebuches. Doch neben seinem wissenschaftlichen Wirken tritt auch der Mensch Hochstetter, der die Crème de la Crème der Aucklander Society aber auch Maoris und Siedler portraitiert, aus dem Tagebuch hervor.

Die Sammlungen Hochstetters in Neuseeland und im Rahmen der Novara Expedition, aber auch zahllose Geschenke seiner neuseeländischen Freunde gelangten danach nach Wien und erweiterten die naturwissenschaftlichen und ethnographischen Bestände der kaiserlichen Sammlungen. Diese Objekte –die dinglichen Zeugen dieser Reise – werden heute im Naturhistorischen Museum und im Weltmuseum in Wien verwahrt.